Zeitzeugenvortrag an der CvL



    Am 3. Oktober wurde der Tag der deutschen Einheit gefeiert. Um einen Einblick zu erhalten in die Zeit des geteilten Deutschlands und besser verstehen zu können, wie ein Leben in der damaligen DDR aussah, erzählte am 2. Oktober – gefördert durch die Friedrich-Naumann- sowie die Thomas-Dehler-Stiftung – Manfred Casper (geboren in Stollberg/ Erzgebirge) unseren Schülerinnen und Schülern davon. Er wuchs in einem liberalen Elternhaus auf und durfte durch den Job seines Vaters jedes Jahr für zwei Wochen ins Ferienlager fahren. Zudem hatte die Familie mit der Oma Verwandtschaft im Westen, welche zunächst mit der Erteilung eines Visums einmal im Jahr besucht werden konnte. Manfred Casper lernte also auch das „andere Deutschland“ kennen, das viel bunter war und anders roch, wie er erzählte. Zu Besuch im Westen war die Familie auch, als im August 1961 die Mauer gebaut wurde, doch entschied Manfred Caspers Mutter, in die DDR zum Rest der Familie zurückzukehren. Dort hatte er eine relativ unbeschwerte Kindheit – so wurde auf der heutigen Bundesstraße damals Fußball gespielt. Doch gleichzeitig „verschwanden“ immer mehr Menschen aus dem Ort und der Umgebung: gerade akademisch gebildete Personen sahen im Westen mehr Chancen. Auch Manfred Casper begann zu dieser Zeit über das System nachzudenken und Ereignisse zu reflektieren. Die DDR mochte keine unbequemen Menschen – wofür ein Gefängnis in der Nähe eine ständige Warnung war. Seine ablehnende Haltung gegenüber dem Staat sorgte schließlich dafür, dass er seinen Ausbildungswunsch als Lehrmatrose nicht verwirklichen durfte. Nach den Ereignissen des Prager Frühlings begann er deshalb damit, seine Flucht zu planen. Mit 18 Jahren versuchte er, über die bulgarisch-jugoslawische Grenze in den Westen zu gelangen (in der Rückschau bezeichnet er diesen versuch als dilettantisch), wurde jedoch gefasst und wegen Republikflucht zu einer Haftstrafe von 1,5 Jahren verurteilt. 1970 gelangte er im Rahmen des Häftlingsfreikaufs in die BRD, blieb aber weiterhin im Visier der Stasi. Dies schilderte er besonders eindrücklich im Zusammenhang mit der Einsichtnahme in seine Stasi-Akte. Besonders wurde hier nochmals hervorgehoben, dass die DDR ein Unrechtsstaat war, der seine Bürger überwachen ließ. Abschließend nutzen die Schüler die Gelegenheit Fragen zu stellen, die ausführlich beantwortet wurden.

    Ein kurzer Radiobeitrag ist unter www.radio-plassenburg.de verfügbar.

    Kathrin Hofmann



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